Hybrid verbunden: Wir feiern mit 120 Menschen 30. Geburtstag

Mit 30 Jahren ist ein Mensch erwachsen geworden – ein Meditationszentrum auch: In diesem Bewusstsein hat das Haus der Stille Rengsdorf am 2. Advent 2022 sein 30-jähriges Bestehen gefeiert. Am hybriden Geburtstagsfest mit Aktivitäten vor Ort, einer online übertragenen Meditation und einer im Garten gespannten Wünsche-Leine und Sektempfang haben sich rund 120 Gäste und Freund*innen des Hauses beteiligt.

Foto: Dorothea Mueth-Abu Dhis

Innerer Höhepunkt der Feier war eine gemeinsame Meditation zu Worten aus dem Lukasevangelium, die eine Naturkatastrophe beschreiben: „Zeichen an Sonne und Mond und Sternen“ und „das Brausen und Wogen des Meeres“ machen hier den Menschen „Angst“. Doch „zum Erwachsensein gehört, dass wir uns mit der Realität, wie sie uns begegnet, auseinandersetzen und Verantwortung übernehmen“, sagt die Leiterin des Meditationszentrums, Pfarrerin Irene Hildenhagen. Fokus der Meditation war daher, persönliche und gesellschaftliche Aufgaben und Ressourcen in unserer Realität zu erkennen, die von Klimawandel und extremen Wetterereignissen geprägt wird.  Zum Kreis vor Ort schalteten sich mehr als 70 Menschen online dazu.

Bunte Segenswünsche schwingen unter freiem Himmel

Als äußeres Zeichen der Verbundenheit mit vielen Unterstützer*innen ist im Garten des Hauses der Stille eine bunte Leine voll zukunftsweisender Wünsche gespannt: Gäste und Freunde haben diese vor Ort, per Papierpost oder elektronisch aufgeschrieben. „Lust auf ein neues Abenteuer“, „Strahlkraft über die kirchlichen Mauern hinaus“ oder „irdenes Gefäß mit göttlichem Schatz“ ist auf den Karten zu lesen.

Insider teilen: Was passiert in der Stille, wozu bewegt sie?

Denn was passiert, wozu bewegt die Stille im Haus der Stille? Davon berichteten einige Redner*innen mit viel Erfahrung im Schweigen auch als Kursleiter*in. Beiratsvorsitzender Rüdiger Maschwitz zeigte auf, dass die Stille existenziell berührt: „In der Stille erfahre ich, wie ich gesegnet bin. Doch ich begegne auch negativen Gefühlen wie Überheblichkeit und Ur-Angst.“
Rüdiger Maschwitz‘ Beitrag bei Youtube: https://youtu.be/nR5uH-lw8Ps

Die Vorsitzende des Freundes- und Förderkreises, Dagmar Auberg, erzählte, wie sie nach vielen Diskussionen tatsächlich erst durch Stillwerden und Lauschen  innere Zweifel an einer Lebensentscheidung klären konnte.
Dagmar Aubergs Beitrag bei Youtube: https://youtu.be/V6otNCUN8wg

Renate Voswinkel, die erste Leiterin des Hauses der Stille,  sowie Mitgründer Herrmann Kotthaus schlossen sich spontan mit Berichten von eigenen, besonderen Stille-Erfahrungen an.
Renate Voswinkels Beitrag bei Youtube: https://youtu.be/EXFDcduSwLw

An Herausforderungen gewachsen

Seit dem 5. Dezember 1992 ist das Meditations- und Einkehrzentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland da für Menschen, die – professionell begleitet und doch in Stille – Rückzug und Auszeit bei Gott suchen. Das Angebot umfasst Kurse und Weiterbildungen, die verschiedenste Methoden und Zugänge wie Wandern, Kontemplation, systemisches Aufstellen, Tanz, Fasten, Yoga und Motorradfahren einbeziehen und zwischen einem Tag und einer Woche dauern. Nach der Gründung wurde das Gelände erweitert und ein Gästehaus gebaut, sodass das Zentrum inzwischen aus drei großen Gebäuden und einem weitläufigen Garten besteht.

Nachdem es sich in den ersten 20 Jahren in der geistlichen Landschaft etablierte hatte, ist das Haus der Stille zuletzt vor allem an starken Herausforderungen gewachsen: 2017 war es von Schließung bedroht, weil die Evangelische Kirche im Rheinland Sparvorhaben verfolgen musste. Es bekam aber wieder unbegrenzt grünes Licht mit der Vereinbarung, 30.000 Euro von den Betriebskosten jedes Jahr über Spenden einzuwerben. In der Pandemie musste das Haus mehrere Monate ganz geschlossen bleiben, hat die Corona-Krise mit zusätzlichen Online-Angeboten und kleineren Präsenz-Gruppen aber erfolgreich gemeistert.